Projektvorhaben: Einrichtung eines Kinder- und Jugendforums im AVA-Kiez
Umsetzung: SELAM-Berlin gUG
Hintergrund
Das Vorhandensein demokratischer Verhältnisse ist kein gegebenes Gut. Eine demokratische Zivilgesellschaft kann nur durch aktives Zutun seiner BürgerInnen verwirklicht werden. Um ihr Fortbestehen zu sichern, ist Demokratie darauf angewiesen, dass BürgerInnen Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen, sich an gesellschaftlichen Herausforderung beteiligen und sich aktiv für demokratische Werte einsetzen.
Dies gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch und in besonderem Maße für Kinder und Jugendliche als Mitglieder eines Gemeinwesens, die dieses maßgeblich mit prägen.
Demokratie zu „erlernen“ ist nicht nur ein kognitiver Prozess, sondern muss vor allem erlebt werden – am besten durch die Erfahrung, selbst Wirksam sein zu können und zu dürfen (Selbstwirksamkeitserfahrung). Mit der Einrichtung eines Kinder- und Jugendforums soll erreicht werden, dass echte Partizipation und Demokratie als gelebte Praxis in der Arbeit mit jungen Menschen im AVA-Kiez allgegenwärtig wird.
Dadurch, dass Kinder und Jugendliche in ihren Lebensbereichen mitwirken, erleben sie Selbstwirksamkeit. Diese Partizipationserfahrungen, verbunden mit dem Gefühl, mit dem eigenen Handeln etwas bewirken zu können, tragen zur Stärkung des Selbstvertrauens und daneben auch zur Bildung eines politischen Bewusstseins bei. Gleichzeitig wird durch die aktive Mitwirkung der jungen Menschen, ihre Identifikation mit dem Gemeinwesen und seinen Institutionen gestärkt.
Was ist ein Kinder- und Jugendforum?
Ein Kinder- und Jugendforum ist ein Gremium, das die Belange von Kindern und Jugendlichen auf regionaler Ebene thematisiert und sichtbar macht.
Die Kinder und Jugendlichen können sich mittels innovativer Formen der Partizipation mit ihren Themen, Bedürfnissen, Ideen und Wünschen einbringen, um in ihrem Kiez etwas für sich und ihre peergroup zu erreichen. Die jungen Menschen sollen sich so als gleichberechtigte Akteure in der aktiven Gestaltung des gesellschaftlichen und politischen Lebens erleben.
Ein Kinder- und Jugendforum sollte nach demokratischen Regeln jungen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Bildungshintergrund, Zugänge zum bürgerschaftlichen Engagement ermöglichen.
Was ist das Kinder- und Jugendforum im AVA-Kiez?
Das kann tatsächlich bisher noch gar nicht gesagt werden, da die konkrete inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung des Kinder- und Jugendforums im AVA-Kiez von den jungen Akteure selbst bestimmt werden kann, denn so kommt das Wirken der jungen Menschen auch über eine bloße Alibiteilhabe hinaus zu echter Partizipation zu Themen, die sie betreffen. Der Begriff „Kinder- und Jugendforum“ dient im AVA-Kiez zunächst nur als ein Platzhalter für einen Namen, den die Kinder und Jugendlichen dem Gremium noch geben werden. Da das Projekt erst im September 2015 begann, stehen wir noch am Anfang des Prozesses.
Im gesamten Prozess werden die Kinder und Jugendlichen von SELAM-Berlin begleitet und z.B. durch Fortbildungen, Coachings, Vermittlungen von Kontakten etc. unterstützt.
Was ist bisher geschehen?
Am 01.09.2015 haben wir mit unserem Projekt begonnen.
Da wir die jungen BewohnerInnen des AVA-Kiezes ernst nehmen und ihnen auch die Möglichkeit geben wollten, sich mit ihren Themen, Ideen, Bedürfnissen und ihrem Engagement, aber auch ihren Sorgen einzubringen, mussten wir zunächst Kontakt zu ihnen herstellen.
In der kurzen Zeit seit dem Beginn des Projekts haben wir Kontakt zu jungen Menschen an den verschiedensten Orten im Kiez hergestellt. Die daraus entstandenen Beziehungen nutzten wir, um mit ihnen über Ihre Eindrücke und Bedürfnisse bezüglich aller Themen, die den Kiez betreffen, zu sprechen. Angepasst an die jeweilige Gruppe und das Setting, halfen unterschiedliche Methoden (z.B. Sozialraumerkundung aus der offenen Jugendarbeit, demokratiepädagogische Instrumente), Orte der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen als Ressource wahrzunehmen und sichtbar zu machen. Unter Anleitung wurden junge Menschen dazu eingeladen, ihren Sozialraum zu erkunden und dabei herauszufinden, was für sie bedeutsame Orte, Themen und Anliegen in ihrem Kiez sind. Ziel war zum Einen, die Belange und Bedarfe der Kinder und Jugendlichen offen zu legen und zum Anderen, die bisher nicht sichtbaren Milieus der jungen KiezbewohnerInnen zu erkennen, um diese gegebenenfalls als Ressource nutzen zu können. Alle Ergebnisse wurden aufbereitet und in der Demokratiekonferenz am 18.11.2015 präsentiert.
Von September bis Dezember 2015 gingen wir folgende Schritte:
- Kontakt zu möglichst vielen Kindern und Jugendlichen im Kiez aufnehmen und so weit möglich eine Beziehungsebene aufbauen
- Strukturierte Stadtteilrundgänge mit Visualisierung von verschiedenen Kiezspaziergängen (Nord-West, Mitte, Süd-Ost)
- Bedürfnisse, Ideen, Gefühle und Kritik der jungen Menschen in Fragen rund um das Leben im Kiez sichtbar machen
- Einführungsveranstaltungen an z.B. Schulen, orientiert an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen organisieren
- auf institutioneller Ebene für das Projekt und die Ideen, Anregungen und Bedürfnisse der jungen Menschen werben
- eine Dokumentation erstellen, die die Bemühungen aufzeigen
- Kontakt zu den verschiedensten Stellen im Kiez herstellen
- Traumreisen und Kiezspaziergänge mit Kindern von Grundschulen
- Kontakt- und Beziehungsaufnahme an Oberschule (SV, Schulleitung, Schulsozialarbeit)